Eine notwendige Voraussetzung für konstruktives Verhandeln ist die Interdependenz – sprich: gegenseitige Abhängigkeit – der Verhandlungspartner. Wenn jeder seine Ziele (oder zumindest einen Teil davon) nur mit Hilfe des oder der Anderen erreichen kann, wenn man also einander braucht, ist Verhandeln das Erfolg versprechendste Verhalten. Als strategische Alternativen scheiden Manipulation, Unterwerfung oder Überwältigung aus. Wenn die Macht aber völlig auf einer Seite liegt, wird forderndes und ausbeuterisches Verhalten auf der einen Seite, und unterwürfiges oder aber aggressives Verhalten auf der anderen Seite die Folge sein.
Trotzdem sind Verhandlungen normaler Weise auch Machtspiele, bei denen eine stärkere Position inhaltliche Vorteile verschaffen kann. Entgleisen aber Verhandlungen zum reinen Machtkampf, wird eine Einigung sehr unwahrscheinlich. Erfahrene Verhandler agieren also vorsichtig – aber auch nicht zu vorsichtig. Sie engagieren sich dabei durchaus auch emotional – aber kontrolliert – für den eigenen Standpunkt.
Eine relativ wirkungsvolle und wenig riskante Methode, Einfluss auf eine Verhandlung auszuüben und Autorität aufzubauen, ist es, bereits in der Anfangsphase die Initiative zu ergreifen, Fragen zu stellen und Informationen zu präsentieren. Besonders hilfreich wirkt es sich aus, die Interessen des Gegenübers zu sondieren – „Warum ist das für Sie wichtig?“ – und das Verfahren als gemeinsames Problem zu definieren: „Wie finden wir gemeinsam eine Lösung?“
Auf jeden Fall unterstützt es die eigene Macht am Verhandlungstisch, seine Hausaufgaben gemacht zu haben, umfassend informiert zu sein, einen guten Zugang zu Zentren der Macht zu haben, über einen gewissen Status zu verfügen und auf die Unterstützung durch andere zählen zu können.